Ein Tafelbild gestalten
Den folgenden Text habe ich aus unserem Buch "Kompetent Unterrichten" mit wenigen Änderungen übernommen.
Vorbereitung zu Hause
Zeichnen Sie zu Hause eine Übersichtsskizze ihres Tafelbildes.
Nutzen Sie hierfür eine Papiertafel! So können Sie genau planen, welchen Teil der Tafel Sie auf welche Weise nutzen, wie Sie durch auf und zu klappen Elemente des Tafelbildes zeigen oder verbergen und was Sie wann innerhalb einer Stunde anschreiben und -zeichnen.
Besonders wichtige Tafelbilder können Sie in Originalgröße ausprobieren und üben (z. B. auf Packpapier). Wenn Ihnen dieser Aufwand zu zeitaufwändig erscheint, überlegen Sie, dass ein gelungenes Tafelbild zu einem wesentlichen Qualitätskriterium einer Unterrichtsstunde werden kann.
Vorbereitung in der Klasse
- Machen Sie die Tafel richtig sauber! Nehmen Sie hierfür einen gut ausgespülten Schwamm oder Lappen und wischen Sie von oben nach unten.
- Machen Sie die Tafel richtig trocken! Hierfür eignet sich ein Badezimmerabzieher oder Fensterputzer.
- Wenn es einen Tafeldienst gibt, bringen Sie den Schülern bei, wie die Tafel geputzt wird.
- Sorgen Sie für trockene Kreide, die Kreideablage unter der Tafel ist überschwemmungsgefährdet, evtl. müssen Sie sich einen eigenen Vorrat besorgen.
- Lange Kreidestücke müssen durchgebrochen werden, damit sie nicht quietschen.
- Benutzen Sie nur die kräftigen Farbtöne, die anderen sind von der zweiten Reihe an nicht mehr zu sehen.
- Benutzen Sie ein Tafellineal, um saubere Linie zu ziehen
(Vgl. Hörsken, 13)
aus: Mattes, W. (2002) S.63
Schreiben und Zeichnen
- Wahrscheinlich müssen Sie es üben, gerade an der Tafel zu schreiben. Eine Hilfe kann der obere Rand der Tafel sein, orientieren Sie sich an ihm (dafür muss man beim Schreiben etwas schielen) und schreiben Sie parallel zu ihm. Danach können Sie sich dann an der jeweils darüber stehenden Zeile orientieren. An der Tafel sollten Sie versuchen immer in Augenhöhe zu schreiben, ihre Schrift wird hierdurch automatisch sauberer und gerader.
- Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die drei Teile einer normalen Schultafel zu nutzen. Wichtige Ergebnisse werden in die Mitte geschrieben, der Stundenablauf auf die eine Tafelseite, wichtige Begriffe auf die andere. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Tafel von links nach rechts mit Schrift und Bildern zu füllen, um der gewohnten Leserichtung zu folgen.
- Gehen Sie, während die Schüler abschreiben, nach hinten und kontrollieren Sie Ihren Tafelanschrieb auf Lesbarkeit und Rechtschreibfehler.
- Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen, während Sie ihr Tafelbild sorgfältig gestalten. Vielleicht fällt es Ihnen schwer, Getuschel hinter ihrem Rücken auszuhalten. Stören Sie sich nicht daran, solange es in einem verträglichen Rahmen bleibt. Hauptsache, Sie gestalten Ihr Tafelbild so sorgfältig wie möglich.
- Während Sie an die Tafel schreiben, kann es sinnvoll sein, den geschriebenen Text vorzulesen, um den Schülern das Mitschreiben zu erleichtern. Wenn Sie während des Anschreibens mit den Schülern sprechen wollen, sollten Sie sich Ihnen komplett zuwenden und nicht halb verdreht über die Schulter sprechen.
- Zum Zeichnen an der Tafel benötigt man vor allem eins: Mut! Seien Sie also kein Feigling, setzen Sie einfache Skizzen ein und schaffen Sie ein Tafelbild. So schlecht kann niemand zeichnen, dass er mit seinen Kunstwerken nicht zumindest die Schüler erheitern könnte.
Tipp: Mit dem Buch "Tafelzeichnen kann man lernen" von Roland Bühs und etwas Übung schaffen Sie es sogar, Menschen zu zeichnen.
- Sie können ein Tafelbild auch vor der Unterrichtsstunde gestalten und den Schülern im passenden Moment durch Aufklappen vorführen. Wenn Ihnen so ein Vorgehen zu statisch erscheint, überlegen Sie doch, ob Sie nur einzelne Teile, deren Gestaltung viel Zeit im Unterricht benötigen würde, vorher gestalten.
- Wenn Sie tatsächlich einmal ein Meisterwerk an die Tafel bringen möchten, können Sie eine Vorlage auf Folie kopieren, an die Tafel projizieren und nachzeichnen (Tipp: Kleben Sie die Vorlage auf dem Overheadprojektor fest und stellen Sie etwas unter die Tafel, damit sie nicht verrutscht).
- Teilen Sie den Schülern mit, ob sie das Tafelbild während der Entstehung abschreiben und abzeichnen sollen oder später hierfür Zeit bekommen.
Wofür ist eine Kreidetafel gut geeignet und wofür nicht?
Eine Schultafel eignet sich gut, um den dynamischen Prozess der inhaltlichen Erarbeitung zu begleiten. Einfacher gesagt:
- Das Tafelbild entsteht nach und nach vor Augen der Schüler und erleichtert so den Zugang zu einem komplexen Inhalt.
- Das Tafelbild kann flexibel dem Unterrichtsgeschehen angepasst werden: Es kann über einen längeren Zeitraum die Aufmerksamkeit bündeln oder während eines Unterrichtsgesprächs für kurze Notizen dienen.
- Es kann von den Schülern mitentwickelt und mitgestaltet werden. Durch die Möglichkeit, Kreide immer wieder abzuwischen, können hierdurch auch mehrere Variationen oder Lösungsvorschläge ausprobiert werden. Schüler müssen allerdings an die Gestaltungsgrundlagen eines Tafelbildes herangeführt werden (siehe oben).
- Den Schülern wird das Verfolgen eines Unterrichtsgesprächs erleichtert, wenn sie an der Tafel visualisiert bekommen, worüber gerade gesprochen wird.
- Das Tafelbild eignet sich gut, um Strukturen vereinfacht darzustellen. Hierdurch können die Inhalte und Zusammenhänge einer ganzen Unterrichtsstunde optisch dargestellt werden.
Nachteile der Tafelnutzung: Eine Gefahr liegt darin, die Tafel als Machtinstrument zu missbrauchen, wenn einzelne Schüler vor der Klasse bloßgestellt werden, während sie versuchen eine Aufgabe an der Tafel zu lösen.
Archivierung von Tafelbildern mit der Digitalkamera
Leider kann der Tafelanschrieb häufig nicht für die nächste Stunde aufgehoben werden. Wenn Sie über eine Digitalkamera verfügen, können Sie das Tafelbild fotografieren. Dies wird Ihnen bei der Vorbereitung der nächsten Stunde helfen, erleichtert die kritische Reflexion und die Archivierung für zukünftige Stunden.
Literatur
Bühs, Roland: Tafelzeichnen kann man lernen. - Hamburg: Bergmann und Helbig, 1999.
Bartl, Almuth: Viele klitzekleine Tafelspiele für die Grundschule. - Donauwörth: Auer, 2005.