Erdkunde in der Förderschule

Handlungsorientierter Unterricht

Wenn es Ihr Ziel ist, Ihren Schülern neben einem Wissenszuwachs auch Handlungsfähigkeit und Selbstständigkeit "beizubringen", benötigen Sie ein Unterrichtkonzept, in dem das selbstständige Handeln einen zentralen Stellenwert erhält.

"Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer/der Lehrerin und den SchülerInnen vereinbarten Handlungsprodukte die Gestaltung des Unterrichtsprozesses leiten, so dass Kopf- und Handarbeit der SchülerInnen in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander gebracht werden können" (Meyer 1994, 354).

Meyer nennt außerdem sieben Aspekte des handlungsorientierten Unterrichts:

  1. Er ist ganzheitlich,
  2. schüleraktiv,
  3. sieht die Herstellung eines Handlungsproduktes vor,
  4. geht von den subjektiven Schülerinteressen aus,
  5. beteiligt die Schüler in allen Unterrichtsphasen an der Unterrichtsorganisation,
  6. öffnet die Schule nach innen und außen und
  7. verbindet Kopf- und Handarbeit (1994, 355).

Wodurch wird handlungsorientierter Unterricht strukturiert?

Die folgende Einteilung in Einstiegsphase, Erarbeitungsphase und Auswertungsphase bezieht sich auf die ganze Unterrichtsreihe und nicht auf eine einzelne Unterrichtsstunde.

Einstiegsphase

In dieser ersten Phase werden die Schüler über den inhaltlichen und methodischen Ablauf der neuen Unterrichtsreihe informiert. Wenn die Schüler motiviert und interessiert am geplanten Thema und der geplanten Vorgehensweise sind, kann dies durch einen sachlichen Überblick geschehen. Falls Sie davon ausgehen, die Schüler erst einmal für das Thema und Vorgehen gewinnen zu müssen, empfiehlt es sich, mit einem motivierenden Unterrichtseinstieg zu beginnen. Dieser Einstieg sollte die Schüler möglichst intensiv in das Zentrum des Themas und die handlungsorientierte Arbeitsweise einführen.

Als Abschluss dieser ersten Unterrichtphase ist es sinnvoll, zusammen mit den Schülern zu besprechen, welche Handlungsergebnisse als Ziel der Unterrichtsreihe geplant werden.

Erarbeitungsphase

Im Idealfall können Sie die Planung der anstehenden Arbeit zusammen mit den Schülern durchführen und mit ihnen einen genauen Arbeitsplan aufstellen. Beenden Sie die Planungsphase damit, die geplanten Arbeitsschritte kritisch durchzugehen und die Schüler in Bezug auf Realisierbarkeit, Sicherheit, zeitlichem und finanziellem Aufwand zu beraten.

Nun geht es darum, den Arbeitsplan in die Tat umzusetzen. Wenn möglich, können Sie die Schüler selbstständig arbeiten lassen und ihnen nur auf Nachfrage helfen. Auf der anderen Seite sind vielleicht auch trainings- oder lehrgangsmäßige Unterrichtsphasen notwendig, um den Schülern das notwendige Hintergrundwissen, bzw. die notwendigen Fertigkeiten zu vermitteln. Im Abschnitt zu den Unterrichtsmethoden finden Sie eine Mindmap, die eine Vielzahl von möglichen Produkten darstellt. Wenn Sie also Schwierigkeiten haben handlungsorientierte Arbeitsideen zu finden, schauen Sie dort nach.

Auswertungsphase

Zu Beginn der Auswertungsphase müssen natürlich erst einmal die Arbeitsergebnisse und Produkte gewürdigt werden. Falls die Schüler gute Arbeit geleistet haben und dennoch von Ihren Produkten enttäuscht sind, sollten Sie ihnen deutlich machen, dass der Planungs- und Herstellungsprozess einen hohen Stellenwert hat. Dennoch ist es natürlich sinnvoll, die Arbeitsergebnisse mit der ursprünglichen Planung zu vergleichen, um zu sehen, wie weit man gekommen ist. Auch der Arbeitsprozess selber wird Anlass zur Reflexion geben (vgl. Meyer 1994).

Kognitive Herausforderung, Lernen und Handeln

Handeln, Lernen mit allen Sinnen und eine ganzheitliche Herangehensweise, sind selbstverständlicher Bestandteil des handlungsorientierten Unterrichts. Interessant ist, wie diese Bestandteile des Unterrichtskonzeptes mit dem kognitiven Lernen verbunden werden. Hier verbirgt sich die größte Herausforderung handlungsorientierter Arbeitsweisen. Wenn sie erste Erfahrungen mit diesem Unterrichtkonzept gemacht haben, sollten Sie sich immer stärker auf diesen Aspekt konzentrieren. Nur wenn Sie die Ansprüche an Kognition und Handeln von den ersten Schritten der Themenfindung an gemeinsam betrachten, werden sie eine Unterrichtsreihe entwickeln, die Sie zufrieden stellt und die nicht nur schön aussieht.

Vorbereitung von handlungsorientiertem Unterricht

(vgl. Meyer. 1994, 363)

Chancen und Risiken handlungsorientierten Unterrichts

Chancen

Handlungsorientierter Unterricht ist ein flexibles Konzept. Sie können für jede Phase der Unterrichtsreihe entscheiden, wie frei Ihre Schüler arbeiten und wie viel Unterstützung sie von Ihnen benötigen. Da das Konzept auch das Einüben von nötigen Fähigkeiten und lehrgangsmäßige Phasen ermöglicht, können Sie eine Unterrichtsreihe durchführen, die klassische Unterrichtsmethoden sinnvoll einbindet.

Unterricht, der handlungsorientiert durchgeführt wird, kann viel Spaß machen, Schülern die Freude am Lernen zurückgeben und Ihnen Erfolgserlebnisse beim Unterrichten geben.

Risiken

Die handelnden Tätigkeiten im Unterricht sind für die Schüler wahrscheinlich eine willkommene Abwechslung. Sie bergen aber die Gefahr ziellos und unergiebig zu verlaufen, wenn sie nicht zu einem erfahrbaren und befriedigenden Lern- oder Kompetenzzuwachs führen. Versuchen Sie deshalb eine handlungsorientierte Unterrichtsreihe zum Methodenlernen zu nutzen.
Weitere Risiken: