"Kinder wählen innerhalb einer bestimmten Unterrichtszeit aus einem zunächst von der Lehrerin dem Lehrer ausgewähltem und gut eingeführten Angebot an Lern- und Übungsaufgaben (...), was sie (be)arbeiten möchten. Dabei haben Sie neben der inhaltlichen Auswahlmöglichkeit auch weitgehende Freiheit in der Wahl des Arbeitsplatzes und der Sozialformen. Der Schwierigkeitsgrad und das Lerntempo richten sich nach den individuellen Fähigkeiten, wobei die Kinder sich von der Lehrerin beraten und helfen lassen" (Gervé 1998, 11).
Freiarbeit ermöglicht es Ihnen, den Schülern die Strukturierung der Arbeit in starkem Maße zu überlassen. Dies möchten Sie zu Beginn vermutlich teilweise einschränken, um die Schüler nicht zu überfordern oder möglicherweise das Erreichen der Lernziele zu erschweren. Aus diesem Grund finden Sie hier einige Möglichkeiten, Freiarbeit unterschiedlich stark zu strukturieren:
Freiarbeit ist in erster Linie eine besondere Form, Unterricht zu organisieren und zu strukturieren. Ob hierbei in besonderem Maße die Sinne oder das handelnde Arbeiten einbezogen werden, hängt davon ab, ob Sie die Aufgaben und Materialien entsprechend gestalten können. Handlungsorientierte Phasen setzen voraus, dass die Schüler in der Lage sind, die entsprechenden Handlungen (z. B. Experimente) selbstständig durchzuführen. Die Qualität der Freiarbeit hängt u. a. davon ab, ob Sie Arbeitsaufträge finden, die über eine Arbeitsblattbearbeitung hinausgehen.
Im bestem Fall können Sie den Schülern die Entscheidung überlassen, ob sie allein, mit einem Partner oder in kleinen Gruppen zusammenarbeiten möchten. Durch Ihre Beobachtungen während der Freiarbeit werden Sie erkennen, ob manche Schüler ständig alleine arbeiten oder sich immer wieder in der Gruppenarbeit "durchmogeln". Wenn die Schüler mit der freien Wahl der Sozialform überfordert sind, können Sie auf den Arbeitsaufträgen entsprechende Anweisungen (z. B. durch Symbole) geben.
Als Referendar macht es normalerweise wenig Sinn, auf eigene Faust Freiarbeit in einer Klasse einzuführen. In diesem Fall könnten Sie vermutlich auf wenig Methodenkompetenz der Schüler aufbauen und wären hier in der Rolle eines Pioniers. Möglicherweise ist Ihr Mentor allerdings erfreut, wenn Sie zusammen mit ihm und mit Hilfe seiner Unterstützung Freiarbeit einführen, die er dann später fortführen kann. Aber auch in diesem Fall sollten Sie aufpassen, sich nicht zu übernehmen und mit kleinen Schritten beginnen.
In dem Fall, dass in Ihrer Klasse bereits Freiarbeit durchgeführt wird, können Sie sich glücklich schätzen und versuchen, Ihren Teil zur Entwicklung dieser Unterrichtsform in Ihrer Klasse beizutragen.