Bei STOPP ist Schluss! Ein Konzept zum Umgang mit Unterrichtsstörungen

Dieses Konzept stammt von Thomas Grüner (Psychologe) und Franz Hilt.

Grundlegendes

Kernbedürfnisse und Erziehungsaufgaben

Folgende Kernbedürfnisse und Erziehungsaufgaben stellen die Autoren dar (vgl. S. 12):

Regeln aufstellen

Verhaltenserwartungen klären

Sammeln Sie Antworten!
  1. Über welches Schülerverhalten ärgere ich mich?
  2. Welches Schülerverhalten verhindert Unterricht oder macht ihn anstrengend?
Es ist sinnvoll die Antworten in fünf Kategorien aufzuteilen:
  1. Verhaltensweisen, die sich auf den gesamtschulischen Rahmen beziehen,
  2. die hauptsächlich das Verhältnis der Schüler untereinander betreffen,
  3. klinisch relevante emotionale und Verhaltensstörungen als Ursache haben,
  4. Unterrichtsvoraussetzungen betreffen (Arbeitsmaterial, Hausaufgaben, und Pünktlichkeit, Schwänzen etc.),
  5. zu den Unterrichtstörungen zählen (Zwischenrufe, provozieren, Antworten ohne melden etc.).

Aufstellen von Verhaltensregeln

Wirksame Verhaltensregeln (S. 20)
  1. enthalten das Wort ich,
  2. sind möglichst kurz und verbindlich,
  3. benennen eindeutiges und überprüfbares Verhalten,
  4. sind sachlich und,
  5. wenn möglich positiv formuliert.
Beispiele zu Unterrichtsvoraussetzungen: Beispiele zu Unterrichtsstörungen:

Ruheregel

Nach dem Ruhesignal rede ich nur, wenn ich die Erlaubnis dazu habe! (Nicht empfehlenswert ist der Einsatz der eigenen Stimme!)

Aufmerksamkeitsregel

Nach dem Aufmerksamkeitssignal (Handglocke und erhobene Hand) bin ich ruhig, lege alles aus der Hand und schaue die Lehrerin/den Lehrer an.

Die Flüster - oder Gruppenarbeitsregel

Nach dem Flüstersignal (Handglocke und Zeigefinger auf dem Mund) arbeite ich so, dass ich andere nicht störe.

Das Ende einer Regel wird signalisiert.

Stoppregel

Bei nonverbalen Störungen gilt die Stoppregel (S. 25).

Der Lehrer sagt: Stopp, wenn z. B. ein Schüler in der Klasse mit Gegenständen wirft. Der Schüler muss dann zum Lehrer kommen (!), wird ermahnt (Nächstes Mal Auszeit), trägt eine neue Regel auf ein Regelplakat, die dann für alle Schüler gültig wird.


Anerkennung von positivem Verhalten

„Was geschieht, wenn eine Schülerin oder ein Schüler sich an die Regeln hält?”

Aufstehen, wenn der Wecker klingelt, pünktlich sein, eine gepackte Schultasche, gemachte Hausaufgaben, stillsitzen, ruhig sein und Dingen die Aufmerksamkeit zu schenken, die im Moment nicht interessieren und für das eigene Leben keine unmittelbare Bedeutung haben - all das sind hochkomplexe Verhaltensweisen, die die Fähigkeit zur Selbstorganisation, zur Disziplin, zur Selbstmotivation, zur Impulskontrolle und zum Bedürfnisaufschub voraussetzen. Wenn Kinder ihren Bewegungs- und Spieltrieb opfern, um die Dinge zu lernen, die Sie brauchen, um in unserer Leistungsgesellschaft nach „oben” zu kommen, verdient dies unsere Hochachtung und Anerkennung, und diese sollte an die Kinder weitergegeben werden (S. 29).

Belohnungen

  1. Symbolische Anerkennung: Stempel, Smileys, Punkte etc.
  2. Verbale Anerkennung
  3. Schutz vor negativen Konsequenzen: ein Joker, der gezogen werden kann, wenn zum Beispiel Arbeitsmaterial vergessen wurde.
  4. Zunahme von Rechten und Privilegien: z. B. eine Trinken-im-Unterricht-Lizenz.
  5. Genussvolle Gruppenaktivitäten: ein Frühstück, ein Picknick, einen Film anschauen etc.
  6. Befreiung von anstrengenden Tätigkeiten: z. B. ein Hausaufgabengutschein.
  7. Geschenke und Geschenkgutscheine.
  8. Elternbrief
  9. Urkunden und Zeugniseinträge

Konsequenzen bei Regelverstößen

„Konsequenzen auf Regelverletzungen müssen mit einer persönlichen Handlung verknüpft sein, die "Kosten" verursacht”!

Konsequenzen: Beispiele

Beispiel Auszeit: mit einem Laufzettel beim Schulleiter melden und am Unterricht einer anderen Klasse teilnehmen.

Wenn gegen die Ruhe-oder Flüster Regel verstoßen wird:
Beim ersten Regelverstoß:
Gelbe Karte = Verwarnung
beim zweiten Regelverstoß:
Auszeit
nach der dritten Auszeit:
Schülergespräch
nach der sechsten Auszeit:
Elternbenachrichtigung
nach der neunten Auszeit:
Elterngespräch
nach der 12. und jeder weiteren Auszeit:
verschärfte Form der Auszeit mit Abholung durcherwachsene Person

„Ziel ist es, die unangenehmen Konsequenzen bei Regelverletzungen durch die angenehmen bei Regeleinhaltungen zu ersetzen.”

Alternative: Verhaltenstraining

Beispiele: wenn man Schülern eine Hausaufgabenbetreuung ermöglicht, kann man damit rechnen, dass alle Schüler die Hausaufgabenregel einhalten.

Bei chronischer Unpünktlichkeit kann ein Mitschüler morgens an der Haustür klingeln und den entsprechenden Schüler auf seinem Schulweg mitnehmen.

Ein Packtraining, wenn häufig Arbeitsmaterial vergessen wird.

Arbeitsorganisation: wann wird am besten gepackt? Wo sollte der Stundenplan und die Liste mit den notwendigen Materialien hängen? Sind Listen und Plan lesbar? Wie stelle ich fest, was nachgekauft werden muss?

Mit keiner anderen Art der Konsequenz erreichen Sie schneller das gewünschte Ziel, nur noch regelkonformes Verhalten zu belohnen, als mit einem Verhaltenstraining.