Methodische Wege der Einführung in das Kartenverständnis

Ziel: Das "Wesen der Karte" zu verstehen. Dazu gehören im Kern die Themenbereiche: Grundriss; Maßstäblichkeit (Verkleinerung), Vereinfachung, Orientiertheit und die Darstellung der dritten Dimension. Methodische Wege Die fünf Themenbereiche der Karteneinführung sollen als Bausteine gesehen werden. Von einem Kompaktkurs in Kartenarbeit wird abgeraten (HÜTTERMANN 1998). Das Ziel der folgenden unterschiedlichen methodischen Wege ist, eine gedankliche Verbindung zwischen der abstrakten Darstellung und der Wirklichkeit herzustellen (SCHNEIDER; SCHÖNBACH (1999)
Traditionsgemäß wird von drei Methoden ausgegangen:
  1. Synthetisches Verfahren
  2. Analytisches Verfahren
  3. Genetisches Verfahren

1.    Synthetisches Verfahren

Grundidee: Systematischer Kurs

Die Vorgehensweise des Verfahrens folgt vom Kleinen zum Großen, von naher Umgebung zum größeren Umfeld im Kartenausschnitt (Klassenzimmer → Schulviertel → Dorf/Stadt → Stadt+Umgebung).
Grundlegend für diese Vorgehensweise ist der systematische Aufbau der notwendigen Erkenntnisse in kleinen und logischen Einzelschritten.
So wird zunächst die Grundrissdarstellung, danach die Themenbereiche Verkleinerung, Vereinfachung, Orientiertheit und Verebnung behandelt.
Beispielsweise wird mit einem Grundriss des Klassenraumes begonnen. Der Klassenraum ist allen bekannt. Danach werden Maßstab und Vereinfachung an einem Ausschnitt des Schulviertels, nachdem dieses erkundet und als Modell nachgebaut wurde, aus einem Stadtplan erarbeitet. Nachfolgend werden Orientiertheit und Verebnung an einem Stadt- und/ oder Umgebungsplan des Ortes thematisiert.
Die Struktur der einzelnen Einheiten ist nach dem synthetischen Verfahren straff systematisch von der Anschauung zur Abstraktion gegliedert. Beginnend mit der Erkundung wird mit der Darstellung in einem dreidimensionalen Modell und der Übertragung des Raumausschnittes auf eine Fläche fortgesetzt. Die Übertragung, (z.B. durch eine aufgelegte Glasscheibe) aus dem Modell auf eine Karte verdeutlicht die Probleme der Kartendarstellung:

Diese Methode dient vor allem dem systematischen Verständnis der Kartenentstehung.


2.    Analytisches Verfahren

Grundidee: Arbeit mit der Karte

Das analytische Verfahren stellt einen Gegensatz zum synthetisches Verfahren dar:
- fertiger Plan wird der Wirklichkeit gegenübergestellt
→ dadurch charakteristische Eigenschaften und Beschränkungen ersichtlich
- Karte wird von Schülern selbstständig analysiert
- praktische Orientierung mit Karte ist wichtig

Einen festen gestuften Lehrgang gibt es bei diesem Ansatz nicht.

Umgekehrt zur synthetischen Vorgehensweise steht im Vordergrund des analytischen Verfahrens die Gegenüberstellung einer Karte mit der Wirklichkeit. Dieser Ansatz setzt ein gewisses Kartenverständnis voraus und fordert zu einer genauen Analyse und praktischen Orientierung (mit) der Karte selbst auf.

 

 


3.    Genetisches Verfahren

Grundidee: Schüler gestalten Karte

Vorgehen:
Die SuS fertigen eine Karte (oder kartenähnliches Material) an, die an ihren Erfahrungen ansetzt. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, dass auf ihre kindlichen Raumerlebnisse und ihre kindliche Raumdarstellung Wert gelegt wird (Kinderkartographie).
Durch die Analyse und Bewertung der verschiedenen individuellen Karten durch die SuS, sollen die Notwendigkeit und die wichtigsten Elemente kartographischer Darstellung verstanden werden.

Chancen des Verfahrens:

→ Elemente anderer Verfahren können ergänzend eingefügt werden

Generell wird eine Kombination der drei Verfahren empfohlen!!!
s. Methodenkombinierende Vorgehensweise

4.    Methodenkombiniertes Verfahren

Grundidee: Sinnvolle Mischung der drei Verfahren

Die drei bereits beschriebenen Verfahren werden kombiniert.
Beispiel: Kinder lesen auf Klassenausflug Karten, erstellen dann Skizzen aus der Vogelperspektive (von einem Hang) und Modelle dieser Skizzen. Im weiteren Verlauf werden topographische Karten gelesen und interpretiert, wobei besonders auf die vorherigen Probleme der Schüler beim Erstellen und Interpretieren eingegangen wird. Den Schülern wird so der Zugang zu top. Karten erleichtert.


5.    Medienintensives Verfahren

Grundidee: Viele Medien

Der Einsatz zahlreicher anschaulicher Medien (Panoramabilder, Schrägluftbilder, Modelle etc.) in der Einführungsphase kann zu einem besseren Verständnis beitragen. In verschiedenen Phasen des Lernprozesses zwischen Wirklichkeit und Karte unterschiedliche Medien einsetzen.

Mit Hilfe der unterschiedlichen Darstellungsarten soll eine „geistige Durchdringung“ von Karte und Wirklichkeit erreicht werden.

Sonja Gies u.a.